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FCB: Was die Niederlage wirklich zeigt!

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Robin Dance - DSC 1745 - CC BY-NC 2.0Bayern München - Nachdem das Spiel in München gestern gegen Mönchengladbach gerade einmal 2 Minuten angepfiffen war, hatte Marcel Reif bereits eine treffsichere Analyse und Voraussage parat: Der FC Bayern habe enorm schwach gespielt – vor Spielern und Trainer liege nun ein Haufen unangenehmer Fragen, die sie sich gefallen lassen müssten sowie ein großer Berg an Arbeit. Ich fragte mich in diesem Moment, ob Reif ein anderes Spiel gesehen hat – oder ob aus ihm Gefühle eines enttäuschen Bayern-Fans sprechen, die an diesem Abend sicher zahlreich vorhanden gewesen sein dürften?!

Der Grund, weshalb der FC Bayern das Spiel gegen Mönchengladbach verloren hatte, lag nämlich nicht etwa darin, dass die Münchener sich keine Chancen erspielt oder nur geringe Spielanteile gehabt hätten. Die Statistik zeigt es deutlich: 16:4 Torschüsse für den FCB, 91% Passquote, 68% Ballbesitz – die erste Halbzeit dominierten die Bayern nahezu komplett.

Stark in der Abwehr – erfolgreich beim Kontern

Die Ursache der Niederlage war viel mehr, dass die Mönchengladbacher den Schlüssel, mit dem der Rekordmeister geknackt werden kann, gefunden hatten. Zwei gut abgestimmte Viererketten, meist mit defensiver Orientierung sicherten den eigenen Strafraum. Während die Bayern immer und immer wieder anliefen, versuchten, ein Tor zu erzielen, konnte die Gladbacher Abwehr in vielen Fällen zu einer unüberwindbaren Mauer werden. Alles, was doch durchkam, konnte Torwart Sommer klären. Offensiv warteten Herrmann, Raffael und Hahn auf Konterchancen, die dann taktisch und spielerisch einwandfrei zu Ende gespielt wurden und zwei Mal von Erfolg gekrönt waren – im ersten Fall mit ordentlicher Unterstützung des Welttorhüters Manuel Neuer.

Das Problem der Bayern war bei dieser Spielweise, dass sie keinen Weg durch die Abwehr sowie am Torwart vorbei fanden – wirklich schlecht spielten sie nicht. Ein Umstand, der für Zuschauer vom FCB vielleicht nicht ganz einfach anzuerkennen ist. Schließlich müsste man einsehen, dass der FCB nicht nur dann besiegbar ist, wenn die Mannschaft scheiße spielt, sondern auch dann, wenn der Gegner einfach das richtige Mittel gefunden hat und die wenigen Chancen effektiv nutzt.

Die Superbayern verlieren nicht!

flickr.com / Andor Kish / Muenchen / CC BY-NC 2.0

Die Bilder und Töne aus dem Stadion (abgesehen von der Südkurve) bestätigten mein Gefühl. Rund 70 000 Menschen, die angereist waren, um die Superbayern siegen zu sehen, begriffen nach 75 Minuten, dass sie diese Hoffnung offensichtlich begraben müssen – und straften ihre Mannschaft mit Verachtung und Missmut: Pfiffe, sobald der Ball nicht binnen Sekunden von Torwart oder Abwehr in die Spitze gespielt wurde und ein sich in der letzten Viertelstunde zunehmend leerendes Stadion zeigten die Enttäuschung.

Natürlich gibt es dies auch bei anderen Vereinen – doch weder in diesem Ausmaß, noch ist die Erwartungshaltung anderswo nur ansatzweise vergleichbar hoch. Ausser dem Sieg zählt in der Allianz Arena nichts – man zahlt den Eintrittspreis ja nicht, um die “eigene” Mannschaft zu sehen. 3 Punkte, Zauberfußball der Superbayern und viele Tore – das ist es, was ein Zuschauer in der Allianz Arena vom Besuch erwartet. Kein Wunder, bei nur 4 Niederlagen in dieser sowie der vergangenen Bundesliga-Saison. Verlieren will eben geübt sein.

In guten, wie in schlechten Zeiten

Trotz der seltenen Niederlagen sollten auch die Zuschauer der Münchener, die in großer Zahl gepfiffen haben oder früher gegangen sind, nur weil “ihr” FCB mal nicht gewonnen hat, bedenken, dass auch ihre Weltstars nur Menschen sind, die, wie jeder andere auch, das Tor mal nicht treffen und auf Gegner stoßen, die das passende Rezept haben, um die Bayern zu schlagen. Statt die eigene Mannschaft zu bestrafen und zu kritisieren, sollten sie zu ihr stehen und sie unterstützen, damit das nächste Spiel wieder gewonnen werden kann. Fan-Sein heisst auch, bei Niederlagen zum Verein zu stehen. Man verlässt den Partner ja auch nicht, nur weil es mal n kleinen Streit gibt; in einer Beziehung, die sonst fast nur Erfolge kennt.

Die Analyse des Spiels sollte daher eher lauten, dass es Mannschaften gibt, die den FC Bayern auch in guten Tagen schlagen können und es nicht Spieler und Trainer sind, sondern die Zuschauer, die viel Arbeit vor sich haben – denn während die Bayern fraglos die beste deutsche Mannschaft sind, sind die Zuschauer noch weit davon entfernt, weltklasse zu sein.


Bildquellen: Titelbild & Foto 1 / Foto 2


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